Altium Designer Erfahrungsbericht

Als alter Eagle Anwender wollte ich mal sehen, was es sonst noch so für Programme gibt, mit denen man Schaltungen mit Platinenlayout entwickeln kann. Der Preis von Altium Designer ist vor noch nicht allzu langer Zeit von der Kategorie "richtig teuer" auf "bezahlbar" gefallen und es hat einige Features, die Eagle nicht hat, sodaß ich mal die kostenlose 30 Tage Testversion installiert habe. Nach dem Sign-In und der Lizenzaktivierung also erstmal das Tutorial durchgearbeitet, allerdings mit einer kleinen Schaltung von mir. Hier der Erfahrungsbericht, aber ohne Details, die die ausführlichen integrierten Tutorials das sowieso viel besser erklären, aber mit Schwerpunkt auf die Unterschiede zu Eagle.

Der PIC16F628 war erstmal nicht in der "Miscellaneous Devices" Library enthalten, aber man konnte die Microchip-Library aus der umfangreichen Online-Datenbank, die knapp 100.000 Teile von über 1.000 Herstellern enthält, kostenlos nachinstallieren. Damit war dann die Schaltung recht schnell gezeichnet:

Den Quarz und einen schönen Testpoint habe ich allerdings in keiner Standard-Library gefunden, aber in der lokalen Library des mitgelieferten SpiritLevel Beispielprojekts, sodaß ich also erstmal keine eigenen Komponenten anlegen musste. Für Eagle-Benutzer interessant: Man kann in bestehenden Bauteilen, wie z.B. dem PIC, die Pins beliebig verschieben (wenn man in den Properties bei Graphical Locked deselektiert), wie an dem RA7 Pin links zu sehen, der usrpünglich rechts war, aber der Oszillator passte links besser hin. Das fand ich bei Eagle immer umständlich: Wenn es nicht zur Schaltung passte, musste man eine eigene Library anlegen und dort die Pins anders platzieren (zumindest kenne ich keinen anderen Weg). Man kann aber scheinber auch bei Altium nicht die Größe einer Komponente ohne eigene Library ändern.

Etwas ungewohnt war zunächst die Bedienung beim Verschieben von Bauteilen: Bei Eagle werden die Leiterbahnen mit verschoben, wenn man die Bauteile mit der Maus zieht. Bei Altium Designer verlieren die dann die Verbindung, es sei denn, man zieht die Teile bei gedrückter Ctrl-Taste. Dann erscheint mir der Algorithmus für das umknicken und Nachführen der Wires bei Altium Designer allerdings besser gelöst. Auch die "Place Wire" Funktion (dasselbe wie "Net" bei Eagle) ist finde ich bei Altium Designer irgendwie intuitiver, wenn man es mal etwas länger ausprobiert hat. Z.B. wenn man senkrecht von einem Pin runter geht und nach links abzweigt, dann macht Eagle dummerweise an dem Pin den Knick, Altium Designer aber an der Abzweigungsstelle.

Alles in allem ist die Bedienung mehr an das unter Windows übliche angelehnt und finde ich besser gelungen, als bei Eagle.

Nachdem die Schaltung dann fertig gezeichnet war, kam das Board dran. Dazu ist etwas versteckt in der Files-Karteikarte links unten bei "New from template" der "PCB Board Wizard" gut geeignet. Das Board dann noch in das aktuelle Projekt ziehen und im selben Verzeichnis speichern und schon kann man den Schaltplan ins Board importieren. Das funktioniert übrigens auch bei späteren Änderungen der Schaltung, die nicht sofort nachgezogen werden im Board, sondern jeweils geupdated werden müssen. Für jedes Update kann man einen detaillierten Engineering Change Order (ECO)-Bericht automatisch erstellen lassen.

Gegenüber Eagle anders, aber meiner Meinung nach besser: Man braucht keine Ratsnest-Funktion, da sich das automatisch immer beim verschieben der Bauteile alles entsprechend aktualisiert.

Ich habe dann mal den Autorouter drauf losgelassen, mit Einschränkung nur auf den Top-Layer:

Man kann später auch die Platine noch editieren. So kann man z.B. einfach alle Bauteile, inklusive Leiterbahnen, kopieren und mehrfach auf der Platine platzieren. Man versuche das mal in Eagle :-)

Erstmal nur ein nettes Goodie für mich ist die 3D-Ansicht:

Kann aber auch durchaus sinnvoll sein, denn man kann mit 3D CAD Programmen erstellte Gehäuse importieren und alles zusammen ansehen, um zu prüfen, ob die Platine mit allen Bauteilen ins Gehäuse passt.

Als nächstes werde ich wohl mal die Library-Editierungsfunktionen mit einer etwas größeren Schaltung ausprobieren, und die Funktion, Schaltpläne hierarchisch zu unterteilen, was in Eagle nicht möglich ist und bei mehreren Schaltplanblättern immer zu lustigen Ratespielen führt, auf welchem Blatt denn nun das Gesuchte gerade ist (fairerweise muß man sagen, daß zumindest die Search-Funktion in neueren Eagle Funktionen verbessert wurde, sodaß es nicht mehr ganz so schlimm wie mit Eagle <= 4.0 ist).


11. September 2010, Frank Buß